Seerosen (Nymphaea) in Teichen und Kübeln überwintern
Autor: Dr. rer. nat. Bernd Teichmann | veröffentlicht 04.02.2020
- Augen auf beim Seerosenkauf
- Vorbereitung im Herbst
- Seerosen im Teich überwintern
- Nymphaea aus dem (im) Kübel überwintern
- Sonderfall: Tropische Seerosen
1. Augen auf beim Kauf einer Seerose
Grundsätzlich kommt eine Pflanze besser mit frostigen Wintern zurecht, wenn sie schon länger an das Klima angepasst ist.
Viele der Seerosen im Handel, stammen aus großen Zuchtanlagen in Singapur, Thailand oder China. In dem warmen Klima wachsen sie fast ganzjährig super schnell und können reichlich vermehrt werden. Auch wenn es sich um winterharte Sorten handelt, kann es sein, dass die Winterhärte im Laufe der Zeit nicht mehr ausgebildet wird. Denn die kalten Jahreszeiten des mitteleuropäischen Klimas fehlen in den Tropen und Subtropen.
Steht ein solch wärmeverwöhntes Exemplar im Gartenteich in Dresden, kann die Umstellung auf kalte, eisige Temperaturen stressig werden. Eine solche nicht abgehärtete Pflanze wird vermutlich nicht direkt eingehen, kann aber anfälliger für Krankheiten sein und Probleme mit dem erneuten Austrieb im Frühjahr bekommen. Die beste Basis für eine erfolgreiche Überwinterung ist daher eine Seerose aus heimischer Freilandkultur.
2. Vorbereitung im Herbst
Ganz klassisch ist der herbstliche Rückschnitt von Pflanzen. Bei der Überwinterung einer Seerose ist es für die Pflanze selbst egal, ob ihre Schwimmblätter entfernt werden oder nicht. Für die Wasserqualität im Teich ist es auf jeden Fall besser, abgestorbene Blüten und Blätter konsequent abzusammeln. Da Seerosen viele Stoffe aus den Blättern den Winter über im Rhizom speichern, ist es wichtig, hier nicht zu früh tätig zu werden. Schwimmblätter, die keine grüne Färbung mehr zeigen und zu Braun tendiren sind hingegen reif für die Schere.
Tipp:
Gab es im Sommer Probleme mit Befall des Seerosenblattkäfers, ist im späten Herbst ein guter Zeitpunkt,
abgestorbene Stengel anderer Teichpflanzen in der Nähe der Seerosen abzuschneiden, um so die
Überwinterungsquartiere der Käfer zu dezimieren.
3. Seerosen im Gartenteich überwintern
Das ist die einfachste Methode, Nymphaea durch die kalte Jahreszeit zu bringen - wenn zwei Voraussetzungen stimmen:
- Die Seerosensorte ist winterhart - solange das Rhizom im Boden nicht einfriert
Das triftt auf die meisten Züchtungen im Handel zu. Mindestens ein Elternteil ist dann eine winterharte Art wie z.B. Nymphae alba, N. odorata oder N. tetragona. Einige gelb blühende Sorten sind angeblich etwas schwierig zu überwintern, wenn die kältesensible Wildart N. mexicana eingekreuzt wurde. Zur Herkunft der Seerosen im Handel und über ihre Winterhärte siehe auch Punkt 1. - Der Teich ist tief und groß genug, damit er nicht durchfriert.
Auch wenn eisige Winter in unseren Breiten scheinbar rarer werden - 20 cm Wasserstand über dem Boden im Pflanzkorb sind das Minimum. Zu flach stehende Körbe können den Winter über eine Stufe tiefer im Teich stehen.
4. Nymphaea aus dem (im) Kübel überwintern
Das geringe Wasservolumen in einem Kübel oder Miniteich friert bei Frost natürlich schneller vollständig durch als ein Gartenteich. Daher wäre es am besten, wenn die gesamte Bepflanzung das Einfrieren im Eis vertragen würde. Eigentlich dürfen Rhizome winterharter Seerosen Sorten nicht durchfrieren, denn dann droht der Totalverlust. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es so pauschal nicht richtig ist. In den letzten Jahren gab es einige Beispiele bei uns, wo Seerosen in Kübeln komplett eingefroren sind. Die meisten trieben im Frühjahr wieder aus, als wäre nichts gewesen. Zum einen ist es sicherlich sortenabhängig. Zum anderen spielt das Bodensubstrat evtl. auch eine Rolle.
Letzendlich ist es leider ungewiß, ob die eigene Seerose derart winterfest ist. Während eines milden Winters, können Vliesabdeckung und Luftpolsterfolie bei Frost an einem geschützten Standort evtl. ausreichen. Dabei auf keinen Fall aus den Augen verlieren, ob auch der Kübel frostsicher ist! Wird ein längerer Wintereinbruch mit dauerhaft eisigen Temperaturen voraus gesagt, ist es besser, die Seerose auszulagern. Die Pflanze in einem Eimer Wasser während dieser frostigen Zeit einfach in den kühlen Keller, Garage o.ä. stellen.
Tipp:
Dabei Temperaturen deutlich über 10° C dabei vermeiden. Sonst "glaubt"
die Seerose es sein Frühjahr, und sie beginnt auszutreiben.
5. Tropische Seerosen überwintern
Das ist eher ein Thema für Spezialisten und Liebhaber: Seerosen im Gartenteich. Denn gerade die Überwinterung macht die Pflege tropischer Sorten schwierig. Wenn nicht die Möglichkeit besteht, die kälteempfindlichen Pflanzen in einem beheizten Becken mit zusätzlicher Beleuchtung geschützt zu überwintern - dann hilft nur Austopfen im Spätsommer. Das Bodensubstrat wird vorsichtig entfernt und die Knollen freigelegt. Alle Blätter, Blüten und Wurzeln werden dann vollständig abgeschnitten. Nun können die Knollen zusammen mit trockenem (!) Sand in Dosen oder Beuteln eingelagert werden. Beschriften nicht vergessen. Temperaturen zwischen 5 - 15° C sind ideal für die nächsten Monate.
Im nächsten Jahr Ende März / Anfang April geht es für die Tropischen Knollen weiter. Bei einer Kontrolle werden verfaulte Exemplare aussortiert und die Knollen danach - ohne Sand - in kleine verschließbare Beutel mit etwas Wasser abgefüllt. Nun wird der Teichfreund zum Aquarianer. Denn die Beutel mit den Seerosenknollen brauchen zur weiteren Entwicklung Wärme und Licht. Da ist es am einfachsten, ein kleines Aquarium auf ca. 22 °C Wassertemperatur zu bringen und die Beutel darin treiben lassen. Je nach Sorte, Temperatur etc. ist nach ca. 2 bis 8 Wochen mit dem Austrieb zu rechnen. Alle Knollen mit Trieb können dann getopft und in einem beheizten Becken heran gezogen werden. Nach draußen in den Gartenteich oder Kübel geht es frühestens nach den Eisheiligen, und wenn sich das Wasser merklich erwärmt hat.